EDITORIAL
CD
Verzockt in Las Vegas
V
om 10. bis 13. Januar fand im
Kulminationspunkt des „Ame-
rican way of life”, in der Wüs-
tenstadt Las Vegas, die alljährliche
Elektronikmesse CES statt.
Diese Veranstaltung dürfen Sie
sich als eine Mischung aus CeBIT,
IFA und HighEnd vorstellen, die
aber im Gegensatz zu ihren deut-
schen Pendants weder über die Re-
publik noch übers Jahr verteilt ist,
sondern alle 'Ihemenschwerpunkte
an zwei nahe beieinanderliegenden
Standorten
der Zockermetropole
friedlich vereint. Von den
rund
150000
Fachbesuchern
aus aller
Welt verläuft sich im ganzen Hype
rund um Smartphones, Apps und
immer leistungsfähigere Prozessoren
lediglich ein überschaubarer, ein-
stelliger prozentualer Anteil zu den
im Venetian Hotel versammelten
High End-Ausstellern.
Trotzdem fanden sich auch dies-
mal wieder viele bekannte Gesichter
unter den deutschen Herstellern im
Tross derer, die für ihre Produkte auf
die Einkäufer aus aller Welt hofften.
Bei Nachfragen zum Ende der Mes-
se zeigten sich durchaus zufriedene
Gesichter über die eingegangenen
Bestellungen, allerdings wurde häu-
fig die Meinung vertreten, dass die
Münchener HighEnd als internatio-
naler Branchentreffpunkt der CES
mehr und mehr den Rang abläufi.
Auch bezüglich Logistik und Präsen-
tationsmöglichkeiten scheint M ün-
chen im Ansehen vorne zu liegen.
Das alles muss Sic als HiFi-Fan nicht
kümmern. Las Vegas ist weit weg
und außerdem im Gegensatz zur IFA
und zur HighEnd dem Fachpubli-
kum Vorbehalten.
Ein Grund mehr für STEREO, für
Sie in die Rolle des Beobachters zu
schlüpfen und mit wachem und kri-
tischem Auge die Trends und Ent-
wicklungen der HiFi-Szene aufzu-
spüren. Das war diesmal keine leich-
te Übung, wirkt der Markt doch am-
bivalenter denn je. Auffällig war hier,
dass zum einen Riesenboxen für un-
fassbare Summen in etlichen Suiten
und Sälen zu hören waren, auf der
anderen Seite aber auch Kompakt-
lautsprecher mittlerweile ohne Scheu
in Preisbereichen positioniert wer-
den, die einen mehr als nachdenk-
lich werden lassen.
Denn nicht immer scheinen Ent-
wicklungsaufwand,
Qualität
der
Chassis, Weichenbauteile und Güte
des Gehäuses seriöser kaufmänni-
scher Kalkulation zu entspringen.
Andererseits bewies so mancher
Hersteller, dass Innovation nicht un-
bedingt mit astronomischen Preis-
aufschlägen einhergehen muss.
STEREO wird in seiner Berichter-
stattung auch weiterhin auf dem
Teppich bleiben, Auswüchsen ent
gegentreten und bei allen getesteten
Komponenten die Frage der Preis-
würdigkeit im Auge behalten.
Michael Lang
Geschäftsführender Redakteur
3/2012 STEREO 3